

Autor: Maya Wussow
Immer mehr Menschen suchen nach einem beruflichen Neuanfang, der nicht nur Sicherheit, sondern auch Sinn bietet. Die Pflege ist dabei eine attraktive Option und das gilt nicht nur für junge Menschen. Auch wer ursprünglich aus einem ganz anderen Berufsfeld kommt, kann in Österreich erfolgreich in die Pflege einsteigen.
Die Pflegebranche ist gerade deswegen interessant, weil sie händeringend nach Personal sucht. Laut einer Unternehmensbefragung aus dem Jahr 2024 des ibw ist das Gesundheits- und Sozialwesen in den Top 3 der Unternehmen die besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen sind (vgl. Dornmayr/ Riepl 2024: 3).
Das zeigt auch eine Pflegepersonalbedarfsprognose für das Jahr 2050, welche im Auftrag des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz angesetzt wurde. Es kam unteranderem heraus, dass bis zum Jahr 2025 rund 196.400 Pflege- und Betreuungspersonen nach- oder neubesetzung werden müssen um die aktuelle Versorgungs- und Betreuungssituation aufrecht zu erhalten (vgl. Juraszovich et al. 2023: IV).
Auch wenn an diese Berufsgruppe hohe fachliche und emotionale Anforderungen gestellt werden, bietet die anhaltend hohe Nachfrage nach qualifizierten Pflege- und Betreuungskräften vielfältige Einstiegsmöglichkeiten in diesen sinnstiftenden Beruf.
Hier erfahrt ihr, welche konkreten Möglichkeiten es gibt und welche Voraussetzungen dafür erfüllt werden müssen. Welche Programme und Einrichtungen stehen dabei zur Unterstützung bereit?
Warum Pflege als Quereinstieg?
Die österreichische Bundesregierung sieht Pflege als zentrale Zukunftsbranche und investiert gezielt in Qualifizierung und Umschulung, etwa über das Pflegestipendium für arbeitsuchende Personen (vgl. AMS 2025). Damit reagiert der Staat auf den steigenden Bedarf an Pflegekräften in Krankenanstalten, Pflegeheimen, mobilen Diensten und der Sozialbetreuung.
Gleichzeitig wurden in den letzten Jahren Ausbildungswege modernisiert, um mehr Menschen einen flexiblen Einstieg zu ermöglichen. Das eröffnet Quereinsteiger:innen die Chance auf einen krisensicheren, sinnstiftenden Beruf mit Entwicklungsmöglichkeiten. Hier haben wir für euch mal alle Möglichkeiten gesammelt.
Zentrale Ausbildungswege für Quereinsteiger:innen
Für Personen aus anderen Branchen bieten sich in Österreich im Wesentlichen drei formale Einstiegspfade an (vgl. Sozialministerium 2025).
- Pflegeassistenz (PA): Einstieg bereits mit erfüllter Schulpflicht und gesundheitlicher Eignung; vermittelt Grundlagen der Pflege und wird an Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege sowie in speziellen Fachschulen angeboten. Die Ausbildung gilt als erste Stufe der neuen Pflegeausbildung und qualifiziert für unterstützende Tätigkeiten im interprofessionellen Team (vgl. Berufslexikon o.D.).
- Pflegefachassistenz (PFA): Aufbauend auf der Pflichtschule (in der Regel Abschluss der 10. Schulstufe) mit gesundheitlicher Eignung und ausreichenden Deutschkenntnissen; die Ausbildung dauert im Regelfall zwei Jahre an einer Schule für Gesundheits- und Krankenpflege. PFA übernehmen anspruchsvollere pflegerische und medizinisch delegierte Aufgaben und bilden die zweite Qualifikationsebene im Assistenzbereich (vgl. Berufslexikon o.D.).
- Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflege (FH-Bachelor): An Fachhochschulen wird ein sechssemestriges Bachelorstudium in Gesundheits- und Krankenpflege angeboten, das zur Ausübung des gehobenen Dienstes berechtigt. Zugangsvoraussetzung ist in der Regel die Hochschulreife bzw. eine Studienberechtigung, teilweise ergänzt um berufliche Qualifikationen wie eine abgeschlossene Pflegefachassistenz mit Zusatzprüfungen (vgl. Berufslexikon o.D.).
Praktische Einstiege und „Hineinschnuppern“
Neben den formalen Qualifikationen existieren niedrigschwellige Möglichkeiten, die sich gerade für Quereinsteiger:innen eignen, die den Beruf zunächst kennenlernen möchten (vgl. Sozialministerium 2025).
- Praktika, Volontariate und Hospitationen: Viele Krankenhäuser, Langzeitpflegeeinrichtungen und mobile Dienste ermöglichen zeitlich begrenzte Einblicke in den Pflegealltag, oft als Teil des Aufnahmeverfahrens oder zur Berufsorientierung. Solche Einblicke helfen, das eigene Berufsbild zu schärfen und klären, ob eine weiterführende Ausbildung sinnvoll ist.
- Tätigkeiten in der Sozialbetreuung: Sozialbetreuungsberufe (z. B. mit Schwerpunkt Altenarbeit oder Behindertenarbeit) sind eigene Berufsgruppen, die aber eng mit der Pflege zusammenarbeiten und ebenfalls staatlich geregelt sind. Für manche Quereinsteiger:innen kann dieser Weg ein erster Schritt in ein pflegenahes Berufsfeld sein, der später durch pflegerische Zusatzqualifikationen ergänzt wird.
Staatliche Förderungen und Umschulung
Für berufliche Umsteiger:innen ist besonders relevant, wie Ausbildung und Lebensunterhalt finanzierbar sind. Hier gibt es mehrere Möglicheiten.
- Pflegestipendium: Das Pflegestipendium wird über das Arbeitsmarktservice (AMS) abgewickelt. Gefördert werden unter anderem Ausbildungen in Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz, FH-Studien in Gesundheits- und Krankenpflege sowie bestimmte Sozialbetreuungsberufe (vgl. oesterreich.gv.at 2025).
- Zielgruppe und Dauer: Das Pflegestipendium kann bis zu vier Jahre und für maximal zwei förderbare Ausbildungen gewährt werden, etwa für eine Kombination aus Assistenz-Ausbildung und anschließender höherer Qualifikation. Voraussetzungen sind unter anderem ein Beratungsgespräch beim AMS, das Erfüllen der Aufnahmekriterien der jeweiligen Ausbildung sowie bestimmte arbeitsmarktbezogene Bedingungen (z. B. bestehende Ansprüche aus der Arbeitslosenversicherung oder Abstand zu Schul-/Studienabschluss).
Neben dem Pflegestipendium gibt es zusätzliche Fördermodelle der Bundesländer und fallweise die Möglichkeit, Studiengebühren in der Pflegeausbildung refundieren zu lassen oder Ausbildungsprämien zu beziehen, etwa in Niederösterreich. Details unterscheiden sich regional und sollten direkt bei den zuständigen Stellen (Land, AMS, Bildungsträger) abgefragt werden.
Offizielle Informationsquellen für Interessierte
Wer einen Quereinstieg plant, sollte sich an seriöse und unabhängige Informationsstellen wenden.
- Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Bietet einen Überblick über Pflege- und Sozialbetreuungsberufe, gesetzliche Rahmenbedingungen und politische Initiativen im Bereich Pflege.
- Gesundheitsportal gesundheit.gv.at: Stellt praxisnahe Informationen zu Aufgabenprofil, Tätigkeitsbereichen und Ausbildungsdauer von Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz bereit.
- AMS und oesterreich.gv.at: Informieren über das Pflegestipendium, weitere Fördermöglichkeiten und arbeitsmarktpolitische Unterstützungsangebote für Umschulungen in die Pflege.
- Nursing in Austria: Offizielles Informationsportal über die Anerkennung von im Ausland erworbenen Pflegeausbildungen.

Zudem gibt es ein hilfreiches Tool, (Wegweiser) der die zuständigen Stellen ausfindig macht, bei denen ein Antrag auf Anerkennung gestellt werden kann.
